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Konto-basierte Zahlungen: Vor welchen Herausforderungen stehen wir?

Konto-basierte Zahlungen: Vor welchen Herausforderungen stehen wir?

Henrik Hodam

Senior Product Manager Open Banking

Mit Konto-basierten Zahlungen (A2A – Account-to-Account) können Kontoinhaber Geld direkt von einem Bankkonto auf ein anderes überweisen, ohne dass zusätzliche Dienstleister, Systeme oder Zahlungsmittel wie z.B. Karten erforderlich sind. In unserem letzten Blog haben wir die Vorteile hervorgehoben, die diese Zahlungsmethode Verbrauchern und Händlern im Vergleich zu herkömmlichen Bezahlverfahren bietet. Wie bei allen neuen Zahlungsmethoden gibt es jedoch auch Herausforderungen, die es vor einer erfolgreichen Etablierung am Markt zu meistern gilt.

1. Kundenerlebnis

Die Einführung der starken Authentifizierungsmethode (SCA – Strong Customer Authentication), eines der wichtigsten Ergebnisse der PSD2-Verordnung, reduziert zwar den Betrug, wirkt sich aber auch auf das Kundenerlebnis aus. Beim Bezahlvorgang werden die Kunden aufgefordert, sich mit einem sicheren Verfahren zu authentifizieren, indem sie 2 von 3 unabhängigen Faktoren - Wissen, Besitz oder Inhärenz - nutzen. Natürlich je ausgereifter und benutzerfreundlicher dieser SCA-Prozess ist, desto weniger Kunden brechen die Zahlung ab.

Die Verantwortung und detaillierte Umsetzung dieses SCA-Prozesses unterliegt nach PSD2 Vorgabe der Verbraucherbank, was dazu führt, dass das Kundenerlebnis damit sehr unterschiedlich ausfallen kann. Aber mittlerweile gewöhnen sich immer mehr Kunden an das neue Verfahren und auch die Banken optimieren ihre Verfahren stetig.

Mit PSD2 bietet sich auch die Möglichkeit, von der Ausführung der SCA für Zahlungen von Kleinbeträgen abzusehen. In solchen Fällen wird beispielsweise nur bei jeder fünften Zahlung eine SCA verlangt. Derzeit wenden leider nur wenige Banken solche Ausnahmen auf A2A Transaktionen an, da ihnen vermutlich die Erfahrung mit konto-basierten Zahlungen fehlt. Wenn demnächst solche Risiken richtig eingeschätzt und die möglichen Ausnahmeregelungen umfänglich angewandt werden, kann die Erfolgsrate der A2A Zahlungen nochmal massive erhöht werden.

2.  Zahlungsgarantie

Die neuen Schnittstellen der Banken für konto-basierte Zahlungen unterstützen bei den meisten Banken neben der traditionellen SEPA-Überweisung (SCT) auch die neueren Sofortüberweisung (SCT Inst). Der Nachteil der herkömmlichen SCT-Transaktionen ist, dass die Gelder erst innerhalb der nächsten 24 Stunden auf dem Konto des Empfängers verfügbar sind. Der Anbieter von diesen Zahlungsauslösediensten (Payment Initiation Service, PIS) kann hier bestätigen, dass die Zahlung erfolgreich bei der Verbraucherbank initiiert wurde. In der Regel sind solche SCTs zwar unwiderrufbar, aber während des nächtlichen Clearings zwischen den Banken kann es passieren, dass andere garantierte Zahlungen (z.B. Scheckzahlungen in Frankreich) das vorher vorhandene Guthaben auf dem Konsumentenkontos aufbraucht und somit die Überweisung fehlschlägt.

Wenn aber, z.B. bei Online-Händlern, die Waren nicht sofort versandt wird oder wenn es sich um einen Stammkunden handelt, stellt diese spätere Verfügbarkeit des Geldes für solche Händler in der Regel kein Problem dar. Jedoch im Einzelhandel kann der Händler oft dieses Risiko nicht tragen. In solchen Fällen ist eine zusätzliche Zahlungsgarantie erforderlich, wie man sie z.B. von SEPA-Lastschriften (SDD) kennt. Dabei ist zu erwähnen, dass bei konto-basierten Zahlungen natürlich das Risiko viel geringer ist, da die Zahlung in maximal einem Tag erfolgt, während eine Lastschrift über einen Zeitraum von mehreren Wochen vom Verbraucher storniert werden kann. Optimal ist natürlich die Verwendung von Sofortüberweisungen, da hier die Bearbeitungsdauer (bis das Geld tatsächlich auf dem Bankkonto des Empfängers verfügbar ist), nur wenige Sekunden beträgt. Derzeit unterstützen ldieder noch nicht alle Banken solche Sofortzahlungen und viele Banken verlangen dafür teils recht erhebliche Gebühren. Hier kann man nur auf einen Eingriff der Regulierungsbehörden hoffen, damit einerseits mehr Banken Sofortzahlungen unterstützen und die Gebühren in die monatlichen Kontoführungsgebühren eingerechnet werden. Denn erst wenn das finanzielle Risiko einer lonto-basierten Zahlung für den Händler überschaubar ist, wird sich diese neue Zahlungsmethode flächendeckend etablieren.

3.  Verbraucherschutz

Geldrückerstattungen durch Rücksendung sind ein wichtiger Bestandteil unseres Einkauferlebens, insbesondere bei Modeartikeln. Kartenorganisationen bieten einfache Möglichkeiten, das Geld in solchen Fällen zu erstatten. Außerdem bieten sie Verbrauchern Unterstützung bei etwaigen Auseinandersetzungen mit Händlern. Mit konto-basierten Zahlungen sind Rückerstattungen durch entsprechende Rücküberweisungen vom Konto des Händlers zu dem Käufer möglich. Das bedeutet jedoch, dass der Verbraucher solche Rückerstattungen immer direkt mit dem Händler abwickeln muss, da die Bank des Käufers keine ausgeführten SEPA Überweisungen stornieren oder widerrufen kann. Bei der Rückgabe von Waren ist das Verfahren dann ähnlich wie bei Kartenzahlungen: Der Händler führt eine Überprüfung der zurückgesandten Waren und der getätigten Zahlungen durch, um anschließend eine Rücküberweisung an den Käufer zu veranlassen. Für solche Zahlungen ist dann eine entsprechende SCA für das Händlerkonto erforderlich, was bei großen Zahlungsvolumen entsprechende Aufwände verursacht. Dies könnte durch die Sammlung von Erstattungstransaktionen gelöst werden, die dann als Massenzahlung einmalig autorisiert wird. Bei Differenzen zwischen Händlern und Verbrauchern gibt es bei konto-basierten Zahlungen jedoch keine zusätzliche Unterstützung für das Management möglicher Disput.

4.       Verbraucherinformation und -motivation

Open Banking wurde durch die PSD2-Verordnung vorangetrieben und A2A-Zahlungen (SCT) basieren auf dem etablierten SEPA-Verfahren. Neben all diesen technischen Funktionen darf ein wichtiger Punkt nicht außer Acht gelassen werden: die Aufklärung der Verbraucher im Umgang mit dieser neuen Zahlungsmethode. Für die Verbraucher ist diese neue Zahlungsmethode anders als die herkömmlichen Kartenzahlungen, und Aufklärung ist von entscheidender Bedeutung. In diesem Fall sollte der Verbraucher über den Ablauf der Zahlung informiert werden, einschließlich der Art und Weise, wie das mobile Gerät mit einer vorinstallierten Banking-App zu verwenden ist.

Neue Zahlungsmethoden etablieren sich häufig aufgrund hoher Marketinganstrengungen seitens kommerzielle Anbieter in Werbung und mittels speziellem Schulungsmaterial für Händler und Verbraucher. Für konto-basierte Zahlungen fehlt diese treibende Kraft, weshalb die Aufklärung der Verbraucher hauptsächlich von Händlern durchgeführt werden muss. Mit der Hilfe der Zahlungsdienstleister führen sie Verbraucher schrittweise an die neue Zahlungsmethoden heran, leisten durch ihre Kundennähe wichtige Aufklärungsarbeit und profitieren gleichzeitig von den Vorteilen, wie z.B. geringeren Gebühren.

Weitere Informationen finden Sie unter Kontobasierter Zahlungsverkehr.