Ein besseres Ökosystem für den Zahlungsverkehr
Genau das zu kreieren, haben sich führende digitale Zahlungsanbieter wie Worldline, Ingenico, Nets und Nexi auf die Fahne geschrieben und eine Interessenvertretung mit Namen European Digital Payments Industry Alliance (EDPIA) gegründet.
Durch den konstruktiven Dialog mit politischen Entscheidungsträgern und anderen an der Gestaltung der europäischen Zahlungsverkehrslandschaft Beteiligten wollen sie für einen „regelbasierten, wettbewerbsfähigen Binnenmarkt“ mit einem „innovationsfreudigen Klima“ eintreten. Ihr Ziel: ein besseres Ökosystem für den Zahlungsverkehr mitzugestalten, das Unternehmen, Verbraucher und Regierungen, kurz gesagt Europa, auf dem Weg aus der derzeitigen Gesundheits- und Wirtschaftskrise unterstützt und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit langfristig steigert.
Als EDPIA-Mitglied, sieht sich Worldline bei der Bewältigung der durch COVID-19 beschleunigten Veränderungen im digitalen Zahlungsverkehr besonders in der Pflicht. Zur Position des Unternehmens im Rahmen von EDPIA äußerte sich Wolf Kunisch, Head of Strategy, Public & Regulatory Affairs bei Worldline, wie folgt:
?Herr Kunisch, warum haben Sie sich im Zahlungsverkehr zu EDPIA zusammengeschlossen?
!Wolf Kunisch: Weil wir in einem nicht-kommerziellen Verband unsere Innovationskraft mit anderen unabhängigen, führenden Zahlungsdiensteanbietern bündeln wollen, um gemeinsam mit anderen Entscheidungsträgern Europa zum globalen Marktführer im Zahlungsverkehr auszubauen. Das gelingt nur, wenn wir dazu nicht nur kompetitiv entsprechende Dienstleistungen und Produkte entlang der gesamten Wertschöpfungskette entwickeln, sondern auch das Umfeld für elektronische Zahlungen klar definieren und die Sicht auf und das Verständnis für die europäische Zahlungsindustrie bei den Entscheidungsträgern und in der gesamten Gesellschaft positiv verändern.
?Die EDPIA ist nicht die erste Interessenvertretung im EU-Umfeld. Warum noch eine weitere neben EPIF oder Payments Europe - um nur einige zu nennen?
!Wolf Kunisch: Natürlich gibt es in Brüssel bereits diverse Interessenvertretungen mit unterschiedlichen Anliegen. Trotzdem finden wir, dass bislang die Sichtweise europäischer, unabhängiger Spezialisten für Verarbeitung von Zahlungen, die Kartenakzeptanz und andere im Hintergrund laufende Funktionen oft genug in den Debatten der Entscheidungsträger zu wenig berücksichtigt werden. Das wollen wir mit Blick auf eine stärkere Digitalisierung im Finanzbereich ändern, indem wir die Vorgänge hinter den täglich genutzten Zahlungsterminals und Online-Zahlungsdiensten verständlicher machen und neuen Anforderungen wie zum Beispiel durch Covid-19 anpassen.
?Was unterscheidet sie hauptsächlich von anderen Interessenvertretungen?
!Wolf Kunisch: Als einzige Branchenvereinigung vertreten wir auf digitale Zahlungen spezialisierte Dienstleister (EU Payment Services Provider), die ihren Hauptsitz in Europa haben, und nicht selbst Finanzdienstleistungen anbieten. Wir verstehen uns als komplementär zu anderen Interessenvertretungen, d.h. wir sind pro Wettbewerb und weder anti-Bank, noch anti-Big tech oder gegen etablierte Zahlungssysteme wie Visa und Mastercard. Und wir glauben, dass wir in Europa am Scheideweg bei elektronischen Zahlungen angelangt sind. In Folge von Covid-19 geht der Trend eindeutig in Richtung kontaktloses Bezahlen, wie auch eine Studie von MasterCard belegt. Kontaktloses Bezahlen wird immer mehr zum „Must have“, u.a. auch, weil viele im Bargeld einen möglichen Infektionsträger vermuten.
?Die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs wird also durch ihr künftiges Engagement bei EDPIA neuen Anschub bekommen?
!Wolf Kunisch: Wir werden jedenfalls alle Initiativen begrüßen, die digitale Zahlungen und einen offenen und wettbewerbsorientierten Zahlungsmarkt in Europa unterstützen. Größere Änderungen können wir allerdings nur erzielen, wenn wir gleichzeitig auch Anreize schaffen. Wenn es uns gelingt, von Beginn an ein unabhängigeres europäisches Zahlungssystem zu schaffen, das langfristig Händlern und Verbrauchern und anderen Akteuren in der Bezahlkette, das Gefühl vermittelt, bei der Ausgestaltung mitreden zu können und davon primär zu profitieren. Projekte wie SEPA und PSD2 bieten eine gute Ausgangsbasis dafür.
Um in diesem Anliegen unsere Position zu stärken, planen wir, auch weitere Unternehmen der Zahlungsindustrie mit ins Boot zu holen. Hier laufen bereits Gespräche mit 11 weiteren potenziellen EDPIA-Mitgliedern. Wir sind auch offen für eine Mitgliedschaft von Branchen-Newcomern, insofern sie europäisch, unabhängig und Zahlungsverkehrsspezialisten sind.
?Welche Aufgabe kommt Ihnen dabei als Head of Strategy, Public & Regulatory Affairs bei Worldline zu?
!Wolf Kunisch: Die Positionen, Denkansätze und Vorschläge der Gruppe in öffentlichen Gremien zur Diskussion zu stellen und weiterzuentwickeln. Als Payment-Spezialisten wollen wir die strategischen Weichen für die Zukunft im Payment-Bereich aktiv mitgestalten. Bei Worldline haben wir deshalb einen Report („The World after COVID-19“) erarbeitet, in dem Einsichten und Vorschläge hinsichtlich möglicher Digitalisierungstrends zusammengetragen wurden. Diese werden wir in die Debatten einbringen.
Wir gehen dabei davon aus, dass durch Covid-19 bedingte Maßnahmen wie Lock-Down und Home-Office der Virtualisierung von Tätigkeiten und Services dauerhaft Auftrieb geben werden, mit unterschiedlichen Folgen für die Unternehmen. Während einige sich auf ihr Überleben konzentrieren müssen, müssen andere enorme Wachstumssprünge oder logistische Anforderungen und neue Herausforderungen wie die stärkere Berücksichtigung von Datenschutz, neuen Lieferketten und ein effizienteres Kosten- und Nachhaltigkeits-Management bewältigen. Das gelingt vor allem dann, wenn wir Technologien nutzen, die diese Business-Trends ermöglichen und gleichzeitig die Resilienz und Agilität von Unternehmen stärken, um schneller auf Veränderungen reagieren zu können.
!Vielen Dank, Herr Kunisch, für das Gespräch!
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